Skandal in der Parlamentsbar
Abgeordnete der französischen Nationalversammlung (l’Assemblée nationale) durften bisher auf Steuerzahlerkosten Champagner in der Parlamentsbar „Buvette“ trinken. Ein grüner Politiker möchte das verbieten. Und schon fragen sich viele, ob der Mann nicht mehr ganz nüchtern ist.
Um was geht es: Der Abgeordnete Emmanuel Duplessy (Génération.s, Loiret) hat Ende Oktober 2025 empfohlen, den Alkoholausschank in der für Abgeordnete reservierten Bar des Palais-Bourbon einzustellen. Während nun einige dafür plädieren, ein Exempel zu statuieren – Alkohol ist in Frankreich am Arbeitsplatz verboten –, verteidigen andere Abgeordnete die Bar als „Schaufenster für die Weine unserer Regionen“.
Laut Duplessy ist die Angelegenheit in erster Linie symbolischer Natur. In einer Zeit, in der alle französischen Bürgerinnen und Bürger zu finanziellen Einschnitten aufgerufen sind, hinterfragt der Abgeordnete den Brauch, Getränke an der Bar in den Parlamentshaushalt einzubeziehen und diesen privaten Konsum somit den Steuerzahlern zuzuschreiben. „Anders verhält es sich bei Ausgaben für die Ausrichtung von Empfängen, beispielsweise im Wahlkreis anlässlich verschiedener Feierlichkeiten oder auch bei einem Arbeitsessen, zu dem der Abgeordnete Gäste einlädt, die voraussichtlich Alkohol konsumieren werden“, erklärt Duplessy in der Tageseitung Le Monde.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Duplessy mit seinem Vorschlag durchkommt, ist nicht gerade hoch. Vor allem rechte Abgeordnete in Frankreich finden, der grüne Kollege unterschätze, wie sehr ein bisschen Wein die Gespräche öle, wie sehr er manchmal sogar politische Deals über die Parteigrenzen hinweg befördere.
Die Buvette ist die Parlamentsbar in der französischen Nationalversammlung im Palais Bourbon undr befindet sich im Erdgeschoss in der Nähe des Plenarsaals. Der Zugang ist ausschließlich für gewählte Abgeordnete und Parlamentsmitarbeiter reserviert, die dort zwischen den Sitzungen essen, trinken und sich unterhalten können. Die Preise für Speisen und Getränke entsprechen denen einer typischen Bar oder Brasserie in der Provinz, eine kleine Mahlzeit kostet etwa 10,50 Euro, ein Glas Wein fünf Euro, ein Glas Champagner 7,50 Euro. Ausgeschenkt werden Jacquart brut blanc, Charles Heidsieck Brut Réserve blanc und Langlet brut Rosé Réserve Assemblée nationale, die Flasche für 40 Euro. Nun ja, Abgeordneter oder Abgeordnete im französischen Parlament müsste man sein!