Isodora Duncan
Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem! Dieser Ausruf Isodora Duncan (1877 – 1927) ist auch der Titel ihrer sehr unterhaltsamen Biographie, die Michaela Karl geschrieben hat (btb-Verlag, September 2021). Wer das Buch liest erhält einen wunderbaren Einblick in das ebenso kompromisslose wie radikale Leben der hoch gefeierten Tänzerin Isodora Duncan. Vor allem war sie eine champagnertrinkende Rebellin mit einem fatalen Hang zum großen Drama und den falschen Männern. Ihrer Zeit stets ein Stück voraus, lebte sie eine Freiheit, die für Frauen zur damaligen Zeit undenkbar schien. Gleichzeitig begeisterte sie mit ihrem Tanz und auch mit ihrem unerschütterlichen Humor das Publikum. Der Bildhauer Auguste Rodin hielt sie für die bedeutendste Frau, der er je begegnet war. Andere Bewunderer sagten: Man muss Isadora Duncan tanzen gesehen haben, um glücklich sterben zu können. Zweifellos steckte hinter dem schönen Schein auch eine Frau des Scheiterns, großer Katastrophen und Tragödien. “Mein Leben ist eine Abfolge von Niederlagen. Dagegen bin ich schon seit langer Zeit immun”, sagte sie über sie selbst. Zweifellos war sie eine Frau, die auch die Götter liebten. Und wen die Götter lieben, den lassen sie leiden – und auch nicht allzu alt werden. Schon mit 50 Jahren starb die berühmte Pionierin des Modern Dance: Als Beifahrerin in einem offenen Amilcar, den der spätere Rennfahrer Benoît Falchetto fuhr, verfing sich in Nizza auf der Promenade des Anglais ihr Seidenschal in der Radfelge des Sportwagens. Der Schal strangulierte sie und durch die Zugkraft erlitt sie sofort einen Genickbruch. Die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein soll ihre Strangulierung einst ziemlich süffig kommentiert haben: Affectations can be dangerous – Affektiertheit kann gefährlich sein.