Rose Ausländer
Als Rosalie Scherzer wird sie am 11. Mai 1901 als Kind einer jüdischen Familie in Czernowitz, in Südwesten der heutigen Ukraine, geboren. 1921 packt sie ihre Koffer und wandert mit ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer nach New York aus. Ihre ersten Gedichte folgen. Sie veröffentlicht sie in dem von ihr redigierten Amerika-Herold-Kalender. 1923 heiratet Rose ihren Freund Ignaz. Aus Sorge um die kranke Mutter kehrt sie 1931 nach Czernowitz zurück. Hier arbeitet sie bis 1940 als Redakteurin und Lehrerin für Englisch. 1939 erscheint ihr von der Kritik gefeierter Lyrikband Der Regenbogen, der heute, weil seine Restauflage von den Nazis eingestampft wurde, verschollen ist. Die Jahre zwischen 1941 und 1944 muss Ausländer mit ihrer Mutter und dem Bruder im Czernowitzer Ghetto verbringen. Sie überleben in einem Kellerversteck. Im Ghetto lernt sie Paul Celan kennen, den sie 1957 in Paris wieder trifft und der sie zu einer radikalen Veränderung ihres lyrischen Stils bewegte. 1946 geht Ausländer erneut nach New York, wo sie zwei Jahre später amerikanische Staatsbürgerin wird. Ihren Lebensunterhalt verdient sie bis 1961 in einer Spedition. 1965 erscheint der Lyrikband Blinder Sommer. Im selben Jahr zieht sie nach Düsseldorf, nachdem der Versuch, sich in Wien niederzulassen gescheitert war. Hier entsteht ihr umfangreiches Alterswerk. Am 3. Januar 1988 stirbt sie in Düsseldorf.
Eines ihrer schönsten Gedichte entstand in den 1940er Jahren im Ghetto von Czernowitz und trägt den Titel Noch bist du da: Wirf deine Angst in die Luft, bald ist deine Zeit um, bald wächst der Himmel unter dem Gras, fallen deine Träume, ins Nirgends. Noch duftet die Nelke, singt die Drossel, noch darfst du lieben, Worte verschenken, noch bist du da. Sei was du bist, gib was du hast.