Elisabeth Pähtz

Dass Schachspieler Intelligenzbestien sind, ist nur ein Klischee. Das zumindest meint Elisabeth Pähtz. Allerdings seien Schachspieler schon oft eigenartig. Einige extreme Fälle seien sogar unfähig, sich ein normales soziales Leben aufzubauen. Vor allem Männer verlören den Hang zum Sozialen, weil sie sich zu sehr aufs Schach versteiften. Frauen seien eher normaler. Elisabeth Pähtz muss es wissen. Als „Wunderkind“ wurde die Erfurterin bezeichnet, als sie mit 14 Jahren die deutsche Frauenmeisterschaft gewann und mit 16 jüngste deutsche Großmeisterin wurde. Heute ist die Tochter des letzten DDR-Meisters Thomas Pähtz Deutschlands beste Schachspielerin und sogar Großmeister, der höchste Titel, den man auf Lebenszeit verliehen bekommt. Weltweit haben ihn nur 40 Schachspielerinnen, neben mehr als 1.700 Männern. Und ja, Sie haben richtig gelesen: Elisabeth Pähtz ist Großmeister. Kein Gendern. Die Erfurterin legt Wert auf die männliche Form des Titels. Das hat damit zu tun, dass es einen eigenen weiblichen Großmeistertitel gibt. Diese Frauen dürfen sich dann auch Großmeisterin nennen. Um also den allgemeinen Großmeistertitel von der Frauenklassifizierung zu unterscheiden, trägt Elisabeth Pähtz, wie andere Frauen auch, den Titel Großmeister.

Siege werden im Schach wie in vielen anderen Sportarten mit Champagner begossen. Doch zu einem ihrer ersten großen Titel, nämlich der Jugendweltmeisterin 2002, verhalf der damals 17-jährigen Pähtz möglicherweise ein anderes Getränk: Wodka. „Eigentlich hatte ich das Turnier fast abgehakt und jeden Abend mit ein paar Freundinnen zusammengesessen und ein bisschen Wodka getrunken. Dann habe ich bis zwölf, eins geschlafen, bin um drei zum Brett gegangen und habe mir nicht mehr so viele Gedanken gemacht. Aber es hat ja zum Titel gereicht. Nachdem ich Wodka getrunken hatte, störte der Lärm auf dem Hotelflur mich nicht mehr, und ich konnte tief durchschlafen.”

Noch ist der Schachsport männerdominiert – nur zehn Prozent der Spielenden in Deutschland sind heute Frauen. Das hat verschiedene Konsequenzen, unter anderem werden Männer stärker gefördert als Frauen, die Preisgelder sind bei den Frauen nicht einmal halb so hoch wie die der Männer. Pähtz lässt sich davon nicht aufhalten. Ihr nächstes Ziel: Super-Großmeister (ja, männliche Form). Das ist bisher nur einer einzigen Schachspielerin gelungen.

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