Château Cormicy
Wo jeder mal Schlossherr spielen darf
Königliche haben hier nie gewohnt. Aber von Anfang an hieß es »Schloss« und sah auch immer so aus. Doch dann verfiel es. Bis Blanche-Marie und Laëtitia kamen. Nur fünfzehn Autominuten vom Château de Cormicy, in Brimont, wuchsen die Töchter der Winzerfamilie Hotte-Schmit auf. Sie wollten in »Activité oenotouristique« investieren, in Weintourismus, und suchten nach einem Ort, der ihren Traum erfüllen konnte. Das Château war zwar verlassen und erinnerte in seinem verwahrlosten Zustand an ein Spukschloss. Doch als die Schwestern es sahen, verliebten sie sich sofort in das Gebäude mit den beiden Flügeln, den Fensterverschlägen, den Schornsteinen, Schiefertürmchen und der Terrasse zum großen Garten. 2019 kauften und renovieren sie das Schmuckstück, für Hochzeiten, Firmenfeiern und Seminare – und für alle, die Champagner verkosten wollen.
Erst 1925 wurde das kleine Château nördlich von Reims inmitten des großen, bewaldeten Parks des Dorfes erbaut und von Grafen Pierre Joseph Guillaume erworben. Er war auch Bürgermeister des Ortes. Lebte er heute noch, würde er wohl gleich wieder einziehen. Denn vieles im Haus erinnert an die Anfangszeit. Einige Räume strahlen wieder in der bunten und kräftigen Farbe der ersten Jahre. Der Pleyel-Flügel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts prunkt im Salon ebenso wie die schmale Hausorgel mit ihren sechszehn Metallpfeifen am Eingang. Auch die Glocke von 1750 an der Wand zum kleinen Treppenhaus lässt sich immer noch läuten. Neben der Bibliothek und dem Speisesaal bietet allein der Empfangsraum Platz für fünfzig Feiernde. 27 Personen können in den Suiten der ersten Etage und im Ferienhaus nebenan übernachten. Zwölf Schlafzimmer stehen zur Verfügung.
Wohl dem, der das alles mieten kann. Die »Cuvée historique de la famille Hotte-Schmit« ist allerdings mit 15,40 Euro für einen echten Champagner ein wirkliches Schnäppchen.
Martin Roos