Circuit de Reims-Gueux

Frankreichs legendäre Formel-1-Strecke

Sieben Kilometer westlich von Reims, an einer von Feldern und Wiesen umgebenen Landstraße, erheben sich am Horizont plötzlich die architektonischen Zeugen einer längst verschollenen Rennfahrerzeit – die Aufbauten der ehemaligen Formel-1-Strecke von Gueux. Von 1926 bis1966 war der rund acht Kilometer lange Dreieckskurs zwischen der D27, D26 und der Route Nationale 31 eine der wichtigsten in Frankreich. Zahllose Formel-1-, Formel-2- und Grand-Prix-Rennen für Sportwagen und Motorrad fanden damals hier statt. In den 1920er Jahren ging es sogar direkt durch den kleinen Ort Gueux an der Metzgerei und dem Lebensmittelladen vorbei. Mit der Motorleistung der Fahrzeuge wuchs auch das Risiko: Nicht selten passierten in den gefährlichen Haarnadelkurven schwere Unfälle, manche waren tödlich. 1956 verunglückte Annie Bousquet, damals Frankreichs bekannteste Rennfahrerin, in Gueux und starb.

Start und Ziel befanden sich typischerweise zwischen der Tribüne, dem Kontrollturm mit den alten Werbeschriftzügen und der Boxengasse, die alle noch existieren. Immer noch flimmert an heißen Tagen die Luft über dem Asphalt. Der Kurs ist heute geschlossen, und Verfall macht sich breit. Doch die »Amis du Circuit de Gueux« bemühen sich, das historische Ensemble zu erhalten. Viel wurde von den »Freunden« restauriert, und zuweilen finden Oldtimer-Show-Rennen statt. Und auch die Formel-1-Fans kommen. Manche parken direkt neben den Boxen. Andere geben kurz vor der langen Tribüne Vollgas und lassen sich vor der Geisterkulisse von Familie und Freunden fotografieren.

So schnell wie Juan Manuel Fangio sind sie aber alle nicht. Dem einstigen Star der Rennfahrerszene gelang 1956 auf der Strecke ein besonderer Rekord. Er fuhr die Runde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde. Das war zuvor niemandem gelungen. Fangio erhielt für diese Leistung 50 Flaschen Champagner.

Martin Roos