AR Lenoble
Das Geheimnis der Magnumflaschen
Es ist eine von vielen Einwanderergeschichten, die die Champagne geschrieben hat. Sie beginnt im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Joseph Graser flieht vor den Preußen aus dem Elsass in die Champagne, die Heimat seiner Ehefrau Alice. Mit 44 Jahren stirbt er. Sein Sohn, Armand-Raphaël, der Arzt werden wollte, muss aus finanziellen Gründen umplanen, wird Weinhändler und gründet 1922 eine eigene Champagnermarke. Seine Initialen »AR« und »Lenoble«, ein klangvolles Wort für edle Weine, bilden den Namen. Die Rechnung geht auf: Die Geschäfte laufen. Das Weingut ist bis heute zu hundert Prozent in Familienbesitz, der Wein bis in die Spitzengastronomie bekannt und beliebt.
Mittlerweile leiten seine Nachfahren das Weingut: Anne Malassagne und ihr Bruder Antoine (Foto). Das alte Wohnhaus und die Kelterei in Damery haben sie mit viel Liebe zum Detail renoviert. 18 Hektar Weinberg besitzen sie, in Chouilly, wo der Chardonnay als Grand Cru klassifiziert ist, in Bisseuil, wo der Pinot Noir als Premier Cru eingeordnet ist, und in Damery. Sie verwenden nur die Cuvée aus der ersten Pressung. »Wenn man sich entscheidet, als Winzerin oder Winzer zu arbeiten, dann ist das mehr als ein Beruf. Es verändert das ganze Leben«, erklärt Anne, die hervorragend Deutsch spricht, ihre Leidenschaft. Als Verkaufsleiterin ergänzt sie sich mit ihrem Bruder ideal. Antoine ist Chef de Cave, voller Begeisterung und neuer Ideen: In den alten Kellern, die man unbedingt gesehen haben sollte, lagert ein Teil der Reserveweine in Magnumflaschen. In ihnen reift der Wein geschützt und dank eines idealen Verhältnisses von Flüssigkeit und Sauerstoff voller Aromen heran.
Wer an einer Verkostung teilnimmt, wird nicht nur den großartigen Champagner testen dürfen, sondern vielleicht auch den leckeren Käse, den die beiden anbieten. Oder den Honig aus eigenem Hause, denn Antoine ist auch Imker.
Martin Roos
