Lanson
In der Stadt wächst der beste Wein
Der englische Königshof trinkt ihn, die Fürstenfamilie von Monaco auch – Champagner von Lanson. Doch geadelt wird er nicht auf Samtkissen und bestickten Königstischdeckchen, sondern im Keller im Südwesten von Reims: Als Chef de Caves zaubert Hervé Dantan (Foto) jedes Jahr neue edle Tropfen aus seinen Fässern. Reinheit, Frische, Eleganz und Potenzial zum Altern, das macht seinen Champagner aus. Wer das Glück hat, mit ihm eine Weinprobe zu machen, wird hinterher nicht nur mehr über Champagner wissen und wahrscheinlich ein wenig heiterer sein, sondern auch einen der schönsten Keller der Stadt gesehen haben.
1760 wurde das Haus von François Delamotte gegründet – mit Weinbergen in Cumières und Aÿ. Nach seinem Tod übernahm sein Geschäftspartner Jean-Baptiste Lanson. Heute gehört Lanson zu den zwanzig größten Champagnerhäusern. Hervé Dantan wurde 2015 zum Kellermeister ernannt. Die einstündige Besichtigung führt vorbei an Edelstahltanks mit Weinen aus Grand-Cru-Lagen, weiter durch geschickt ausgeleuchtete Gewölbe und lange Gänge mit vergitterten Seitenarmen, hinter denen alte Flaschen und Fässer lagern oder Schutzheilige wachen, bis in den großen, eleganten Lagerraum, in dem die aktuellen Weine in Holzfässern reifen.
Vom Keller schließlich geht‘s die Stufen hinauf und hinaus an die frische Luft zur viel gefeierten Parzelle »Le Clos Lanson«. Der Blick von hier auf das am Ende des Weingartens liegende zwanzigstöckige Wohnhaus ist mit Sicherheit nicht so erhebend wie jener von den Balkonen herunter. Aber der Rebberg ist, von welcher Seite auch immer betrachtet, der einzige der Stadt von solcher Spitzenqualität: Der Chardonnay reift auf dem kalkhaltigen Plateau über Reims besonders gut, denn hier ist es im Schnitt zwei Grad wärmer als sonst wo in der Champagne. Kein Wunder, dass der Inhalt einer Flasche »Clos Lanson Blanc de Blancs« genauso erlesen ist wie ihr Preis.
Martin Roos
