Egly Ouriet

Schönheit braucht Reife

Manche sagen, dass Egly-Ouriet in Ambonnay die besten Weinberge für den Pinot Noir besitzt. Manche behaupten, der kleine Familienbetrieb habe sich in den vergangenen zehn Jahren zu einer wahren Kultstätte des Weins entwickelt. Andere erklären, er gehöre zu den fünf besten Champagnerherstellern überhaupt. Weinpäpste wie Gerhard Eichelmann zählen ihn zu den Weltklasse-Erzeugern. Sterneköche wie Jean-Claude Bourgueil sagen, die Eglys seien Künstler. Und der »Guide des meilleurs vins de France« hat dem Weingut mit drei Sternen gleich die höchste Auszeichnung verpasst. Sicher ist: Die Familie Egly-Ouriet ist trotz allem Rummel um ihren Champagner verdammt unaufgeregt und sympathisch geblieben.

Am Ende des Dorfes zum Weinberg liegt hinter der eher bescheidenen »Maison Egly« das kleine Büro mit Verkostungsraum, das Lager und der an Sauberkeit kaum überbietbare Keller, gefüllt mit gebrauchten Eichenholzfässern – aus dem Burgund. Seit 1982 führt Francis Egly (Foto) in vierter Generation mit seiner Frau Annick das Gut. Seine Tochter Clémence (Foto) und sein Sohn Charles haben bereits signalisiert, Winzer zu werden. Gelernt haben sie schon jetzt vom Vater, zum Beispiel die pedantische Pflege des Weinbergs und die Geduld für eine lange Reifung der Weine auf der Hefe. Einer von Francis‘ Favoriten ist der »V.P. Extra Brut«. VP (Vieillissement Prolongé) bedeutet so viel wie »Längeres Altern«.

Von den zwölf Hektar, auf denen Francois vor allem Pinot Noir anbaut, befinden sich acht in Ambonnay, Bouzy und Verzenay – und neuerdings ein Hektar in Bisseuil. Der kleinere Anteil, Chardonnay und Pinot Meunier, wächst in den Lagen von Vrigny – die ältesten Reben stammen aus dem Jahr 1947. Bis zu 90.000 Flaschen pro Jahr produziert Francis mit seinen Mitarbeitern. Und wer ihn besucht, könnte bald auch hier schlafen. Zurzeit plant Francis im Dorf den Bau eines kleinen Hotels mit Restaurant.

Martin Roos

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