Gatinois
Der stille Rote mit der einzigartigen Note
»Aus dem Schaum von Aÿ blitzt das Glück«, soll der Dichter Alfred de Vigny 1853 über die Weine der Grand-Cru-Lagen in Aÿ gesagt haben. Zweifelsohne hat er recht. Beim Winzer Gatinois betrifft das aber nicht nur Schaum-, sondern auch Stillweine: Sein »Aÿ Rouge Grand Cru Coteaux Champenois«, ein Rotwein aus Pinot-Noir-Trauben, ist eine Rarität. Er wird nur in den besten Jahren hergestellt und macht deswegen lediglich einen kleinen Teil der gesamten Produktion aus. Die Trauben für den Aÿ Rouge wachsen ausschließlich auf den Kreideböden der ältesten Pinot-Noir-Parzellen. Der reichhaltige Wein, gegoren aus roten Früchten, gereift in Eichenfässern, kann ansatzlos mit den teuren Bordeaux- und Burgunder-Weinen mithalten.
Coteaux Champenois ist die Bezeichnung für stille Weine aus der Champagne. Es gibt sie als Rot-, Weiß- und Rosé-Weine. Gatinois baut seinen Pinot Noir und Chardonnay nur auf den sieben Hektar des Familienweinbergs an. Seit 1696 ist die Familie in Aÿ ansässig, heute in einem für die Region typischen Hof im Fachwerkhausstil. Seit 2010 führt Louis Cheval-Gatinois (Foto) das Gut. In seiner ersten Karriere war er Geologe. Auch deswegen fühlt er sich nicht nur der Qualität seiner Weine, sondern auch dem Schutz der Natur verpflichtet. Finesse, Tiefe und ein freundlicher Charakter gehörten zu den Werten, die seine Weine verkörpern sollen. 27 Parzellen mit Namen wie Bonotte, Chaufour, la Croix, Valnon, Chatillon, oder »Le Han« (Foto) hat er zu bestellen. Ob im Weinberg oder im Keller – Louis legt großen Wert auf Handarbeit. Auch die Traubenpresse auf dem Weingut wird noch manuell gesteuert.
Jährlich werden von den wenigen Coteaux-Champenois-Produzenten der Region maximal eine Millionen Flaschen hergestellt. Vor allem die roten waren immer schon beliebt. Auch am Hofe. Und ihr prominentester Liebhaber war kein Geringerer als Sonnenkönig Louis XIV.
Martin Roos
